In den letzten drei Wochen haben über 12’000 Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter auf mehr als 1500 Baustellen in der ganzen Schweiz ihre Arbeit niedergelegt und friedlich demonstriert.*
Auf der grossen Mehrheit der Baustellen kam es zu keinerlei Konflikten oder Zwischenfällen. Viele Bauarbeiter hatten ihren Arbeitgebern im Voraus mitgeteilt, dass sie an den Protesttagen teilnehmen würden und viele Firmen haben das auch respektiert.
Leider gab es einzelne Baustellen, auf denen die Arbeiter unter Druck gesetzt oder bedroht wurden, um nicht teilzunehmen. Teilweise wurden Kolleginnen und Kollegen sogar in Containern oder Baracken eingeschlossen, um sie vom Verlassen der Baustelle abzuhalten. Das sorgte zu Recht für Empörung und einige versuchten, ihren Kolleg:innen zu helfen, was zu emotionalen Situationen führte. Auf einer Baustelle kam es zu einem Streit, den wir ausdrücklich bedauern.
Wir weisen entschieden zurück, dass es sich dabei um gewaltsame Aktionen gehandelt habe. Der Baumeisterverband versucht, diese vereinzelten Vorfälle zu instrumentalisieren, um von den berechtigten Anliegen von über 12’000 friedlich protestierenden Bauarbeiter:innen abzulenken.
Die Wahrheit ist: Die überwiegende Mehrheit der Proteste verlief ruhig, respektvoll und würdevoll. Die Unia und die Syna, ebenso wie wir Aktivist:innen, bestehen seit jeher auf dem Prinzip der Gewaltfreiheit und haben, wo nötig, deeskalierend eingegriffen. Wir verurteilen jede Form von Gewalt oder Sachbeschädigung.
Seit einiger Zeit beobachten wir, dass sich die regionale Leitung des Baumeisterverbands, insbesondere unter Herrn Allemann, zunehmend radikalisiert und immer weiter von den tatsächlichen Problemen der Bauwirtschaft entfernt hat. Statt Dialog und Respekt erleben wir Einschüchterung und Druck besonders gegen migrantische Arbeiter, die die Mehrheit auf den Baustellen ausmachen. Für Protesttage wurden Sicherheitsleute engagiert, Baustellen abgeriegelt, und es herrscht ein Klima der Angst.
Viele Kollegen berichten von Beleidigungen und Drohungen, falls sie sich am legitimen Protesttag der Gewerkschaften beteiligen. Das ist die reale Gewalt, die täglich auf den Baustellen passiert: strukturelle, psychische und wirtschaftliche Gewalt. Wenn sich Arbeiter das Gesicht bedecken, dann nicht, um Gewalt auszuüben, sondern aus Angst vor Entlassung oder Repression.
Wir weisen die derzeitige Medienkampagne, insbesondere von 20 Minuten und einzelnen Vertretern des regionalen Baumeisterverbands Basel, entschieden zurück. Diese Kampagne versucht, die Bewegung der Bauarbeiter und ihre Gewerkschaften in ein falsches Licht zu rücken. Sie ignoriert bewusst die Realität: den Druck, die Überlastung und die fehlende Wertschätzung gegenüber den Menschen, die dieses Land Tag für Tag aufbauen.
Wir fordern:
Wir laden Herrn Allemann und alle Verantwortlichen der Branche ein, auf die Baustellen zu kommen und mit den Arbeitern selbst zu sprechen. Wer nur im Büro bleibt, versteht nicht, was es heisst, bei Regen, Kälte oder unter brennender Sonne jeden Tag zu arbeiten.
Bau-Aktivist:innen der Region Aargau und Nordwestschweiz (Unia und Syna)
Baupräsident Juan Gomez
* Die Baugruppen der Unia und Syna: von der Basis getragen, demokratisch organisiert
Die Koalitionsfreiheit und das Recht, uns kollektiv zu organisieren, zu handeln und zu streiken, sind grundlegende Rechte. Wer uns daran hindert, wer Kolleginnen und Kollegen einschüchtert, ausschliesst oder bedroht, weil sie friedlich demonstrieren, begeht eine Straftat.
Wir lassen uns nicht spalten. Solidarität und kollektives Handeln sind unsere Stärke. Wir stehen zusammen auf den Baustellen, in den Baracken und auf der Strasse. Der Versuch, uns in „die, die arbeiten wollen“ und „die, die streiken“ zu trennen, ist perfide. Das ist nichts anderes als die Kommunikationslinie und Nötigung des Baumeisterverbands.
Die Baugruppen der Unia und Syna sind basisdemokratisch organisiert. Wir sind keine Technokraten, die Pläne am Schreibtisch entwerfen, sondern Kolleginnen und Kollegen vom Bau, die gemeinsam entscheiden und handeln. Unsere Gewerkschaften erhalten ihre Aufträge direkt von den Bauarbeiterinnen und Bauarbeitern an der Landsgemeinde und über andere demokratische Gremien. Dort werden die Ziele und Verhandlungspositionen festgelegt.
Die Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter haben der Unia und der Syna den Auftrag erteilt, uns in den LMV-Verhandlungen zu vertreten und in unserem Interesse zu handeln. Wir stehen geschlossen hinter unseren gewerkschaftlichen Forderungen und erwarten, dass die Verhandlungen zu einem fairen und fortschrittlichen Ergebnis führen.
Sollten die Verhandlungen ins Stocken geraten oder die Gefahr bestehen, dass wir im nächsten Monat ohne LMV dastehen, werden wir unsere Anliegen entschlossen und solidarisch auf der Strasse sichtbar machen. Proteste auf dem Bau sind Ausdruck unserer Stärke organisiert von Aktivistinnen, Aktivisten und Vertrauensleuten, die den Alltag auf den Baustellen kennen.
Wir setzen uns gemeinsam für gute Arbeitsbedingungen, Respekt auf dem Bau und einen starken Landesmantelvertrag ein.
Gewerkschaft Unia 2025