Totally unsexy - Tieflohn-Kaktus für Tally Weijl

Der erfolgreiche Schweizer Detailhändler Tally Weijl feiert dieses Jahr den 30. Geburtstag. Nichts zu feiern haben die Angestellten: Sie bekommen nach wie vor Löhne von teils weit unter 4000 Franken. Dabei könnten sich die Unternehmensbesitzer anständige Löhne problemlos leisten. Die Gewerkschaft Unia und der Schweizerische Gewerkschaftsbund haben Tally Weijl deshalb heute den ersten «Tieflohn-Kaktus der Woche» verliehen. Gleichzeitig fanden vor Tally Weijl-Filialen in der ganzen Schweiz Protestaktionen statt.

 

Die bekannte Kleiderladenkette Tally Weijl bezahlt ihren Verkäuferinnen und Verkäufern Tieflöhne. Ein Beispiel: Trotz Ausbildung verdient eine Angestellte mit Berufserfahrung in einer grossen Schweizer Stadt gerade mal 12-mal 3470 Franken im Monat (umgerechnet auf eine Vollzeitstelle); andere Verkäuferinnen kommen auf 3600 bis 3700 Franken. Selbst Filialleiterinnen mit langjähriger Berufserfahrung verdienen als «Store Manager» teils weniger oder nur wenig mehr als 4000 Franken.
 
Dabei könnten sich die beiden Tally Weijl-Besitzer problemlos anständige Löhne bezahlen: Ravital (Tally) Elfassi-Weijl (Verwaltungsratspräsidentin) und Beat Grüring (Verwaltungsrat) besitzen gemäss «Bilanz» ein Vermögen von 250 bis 300 Mio. Franken und gehören damit zu den reichsten 300 Schweizerinnen und Schweizern.
 
Florierende Geschäfte - armselige Löhne
Bereits vor Jahren forderte die Unia von Tally Weijl bessere Löhne, biss aber immer auf Granit. Dabei könnte es sich die Firma durchaus leisten: Mit rund einer halben Milliarde Umsatz und einem Marktwert von über 183 Mio. Franken gehört Tally Weijl zu den grössten Unternehmen im Schweizer Bekleidungsgeschäft. Die Kleiderkette betreibt in 38 Ländern ca. 800 Filialen mit rund 3000 Mitarbeitenden. In der Schweiz ist Tally Weijl mit 94 Läden in allen Landesteilen präsent. Ein Teil der Geschäfte wird im Franchising-System betrieben.
 
Aktion «Tieflohn-Kaktus der Woche»
Die Kaktus-Übergabe in Basel war der Auftakt zur Aktion «Tieflohnskandal der Woche». Im Rahmen dieser Kampagne verleihen der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) und seine Mitgliederverbände diese «Auszeichnung» wöchentlich für einen besonders stossenden Tieflohnfall. Die Aktionsreihe zeigt auf, wie dringend notwendig der gesetzliche Mindestlohn für alle ist, über den wir am 18. Mai abstimmen.