Unia fordert mehr Schutz für Angestellte in der Basler Pharma- und Chemiebranche

Die Gewerkschaft Unia hat heute im Hinblick auf die anstehenden Verhandlungen mit dem Verband der Basler Pharma-, Chemie- und Dienstleistungsunternehmen (VBPCD) dargelegt, in welchen Punkten der aktuelle Gesamtarbeitsvertrag verbessert werden muss. Die Unia fordert einen Vertrag mit mehr Schutz für die Angestellten, insbesondere im Bereich des Geltungsbereiches und des Kündigungsschutzes.

 

Die Gewerkschaft Unia hat heute im Hinblick auf die Verhandlungen über den neuen Gesamtarbeitsvertrag GAV in der Pharma- und Chemiebranche ihren Forderungskatalog vorgestellt. Ziel der Verhandlungen ist es, die rund 4'500 Arbeitnehmenden, die dem GAV unterstellt sind, besser zu schützen.

 

«Mehr Schutz für alle» durch die Ausweitung des GAV-Geltungsbereiches

Zentrale Forderung ist die Ausweitung des Geltungsbereiches auf alle Arbeitnehmenden der neun GAV-Unternehmungen. Denn eines der grössten Probleme ist, dass der GAV heute nur für die Festangestellten im Bereich der Produktion gilt, nicht aber für Mitarbeitende aus der Forschung und Entwicklung, für Laborangestellte oder das administrative Personal. Zudem unterstehen dem GAV keine befristet oder temporär Angestellte. «Da sich der Geltungsbereich des heutigen GAV nur auf einen Teil der Beschäftigten erstreckt, steigt der Druck auf die Arbeitsbedingungen aller Angestellten – auch auf diejenigen, welche dem GAV unterstellt sind», fasste Goran Trujic, der Branchenpräsident Chemie und Pharma der Gewerkschaft Unia, die Entwicklungen der letzten Jahre zusammen. «Durch die Ausdehnung des Geltungsbereiches werden folglich alle Beschäftigten besser geschützt. Auch Temporärangestellte oder Beschäftigte in Labor und Forschung profitieren davon, wenn sie dem GAV unterstellt werden.»

 

Besserer Kündigungsschutz für ältere und gewerkschaftlich aktive Arbeitnehmende

Die Chemie- und Pharmaunternehmungen haben in der Region Nordwestschweiz in den letzten Jahren Tausende von Arbeitsplätzen abgebaut – vornehmlich in der Produktion. Ältere Arbeitnehmende trifft ein Stellenabbau besonders hart. Denn für sie ist es besonders schwierig, auf dem Arbeitsmarkt eine neue Stelle zu finden. Für Rita Walde, die Präsidentin der Personalvertretung im Novartis Werk in Stein, ist deshalb klar: «Wer 55 Jahre oder älter ist, braucht einen besseren Kündigungsschutz – das haben Arbeitnehmende in dieser Alterskategorie verdient.» Die Unia wird deshalb in den Verhandlungen einen verlängerten Kündigungsschutz für Arbeitnehmende ab 55 Jahren fordern. Und auch Mitglieder der Personalvertretungen sollen künftig besser gegen Entlassungen geschützt werden.

 

Starker GAV für eine starke chemisch-pharmazeutische Industrie

Manuel Wyss, nationaler Verantwortlicher für die Branche Chemie und Pharma der Gewerkschaft Unia, forderte von den Arbeitgebern, Hand zu einem erneuerten und starken Gesamtarbeitsvertrag zu bieten, und betonte die Bedeutung des Gesamtarbeitsvertrages über die Region Nordwestschweiz hinaus: «Ein starker Basler Gesamtarbeitsvertrag nützt allen! Auch den Unternehmungen selbst: Die Chemie- und Pharmaunternehmungen können nur deshalb so erfolgreich arbeiten, weil sie gut ausgebildete und engagierte Mitarbeitende haben. Ein starker Gesamtarbeitsvertrag sichert den langfristigen Erfolg der chemisch-pharmazeutischen Industrie in der Schweiz.»

 

Serge Gnos, Regio-Sekretär der Unia Nordwestschweiz, stellte fest, dass die meisten Chemie- und Pharmabetriebe in Basel wirtschaftlich äusserst erfolgreich seien. Trotzdem komme es in der Nordwestschweiz immer wieder zu Stellenabbau in Folge von Verlagerungen ins Ausland: «Es braucht jetzt einen neuen GAV mit mehr Schutz. Die Firmen haben eine Verantwortung – eine Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden, aber auch gegenüber dem Standort Basel. Von einem besseren Gesamtarbeitsvertrag profitiert auch die Region Nordwestschweiz.»

 

Verhandlungen beginnen demnächst

Der aktuelle Gesamtarbeitsvertrag für die Basler Pharma-, Chemie und Dienstleistungsunternehmen hat etliche Mängel und muss aus Sicht der Arbeitnehmenden erneuert werden. Um diesen Erneuerungsprozess in Gang zu setzen, hat die Gewerkschaft Unia nach einem Beschluss der Gewerkschaftsbasis den Vertrag aus dem Jahr 2008 per 30. April 2012 gekündigt. Die Verhandlungen zwischen den Gewerkschaften und dem Arbeitgeberverband über den neuen Vertrag beginnen in den nächsten Wochen.

 

Die Redebeiträge zur Medienkonferenz finden Sie auf der Unia-Website.

 

Für Rückfragen: 

Manuel Wyss, Branchenverantwortlicher Chemie und Pharma der Gewerkschaft Unia, 079 580 50 24

Serge Gnos, Regio-Sekretär Unia Nordwestschweiz, 079 378 75 04

Goran Trujic, Präsident der Unia-Branche Chemie und Pharma, 078 836 00 40

Rita Walde, Präsidentin Personalvertretung Novartis-Werk Stein, 079 254 87 92