Clariant-Belegschaft kämpft für Arbeitsplätze

Demonstrationen in Muttenz und Liestal – Clariant-Management willigt in Konsultationsverfahren ein: Rund 400 Kundgebungsteilnehmende protestieren in Liestal (BL) gegen die jüngsten Massenentlassungen beim Baselbieter Spezialchemie-Konzern Clariant. Sie verlangen unter anderem einen runden Tisch mit Clariant zur Rettung der Arbeitsplätze und für einen Industriepark am Standort Muttenz.

Trotz bitterer Kälte und Schneefall protestieren seit heute Morgen 400 Kundgebungs­teilnehmende in den Strassen Liestals gegen die neuesten Massenentlassungen am Clariant-Hauptsitz in Muttenz, wo 400 Clariant-Mitarbeitende ihre Stelle verlieren sollen. Die Belegschaftsmitglieder versammelten sich seit dem frühen Morgen vor dem Clariant Werk in Muttenz. Den Protesten angeschlossen hat sich auch eine Delegation der streikenden Beschäftigten von Clariant Huningue. Der Konzern will das Werk in Huningue bis 2013 schliessen und dort 262 Stellen streichen.

 

Klare Forderungen und erster Erfolg der Belegschaft

Die Demonstranten fordern von Clariant ein gesetzeskonformes Konsultationsverfahren, welches es erlaubt, Alternativen zum Kahlschlag bei Clariant zu finden und den Produktions- und Forschungsstandort Muttenz zu erhalten. Sie verlangen zudem einen runden Tisch mit Clariant, der Massnahmen zur Rettung der Arbeitsplätze und ein Konzept für einen Industriepark am Standort Muttenz ausarbeiten soll. Für allfällige Entlassene fordern sie tragfähige Anschlusslösungen und einen verbesserten, paritätisch umzusetzenden Sozialplan, der eine Vorruhestandsregelung und einen Kündigungsschutz für Arbeitnehmende ab 55 Jahren enthält.

Beim ersten Forderungspunkt haben die Clariant-Belegschaft und ihre Gewerkschaft Unia bereits einen Erfolg erzielt: Das Clariant-Management hat im Vorfeld der heutigen Demonstration endlich ein Konsultationsverfahren angesetzt. Die Belegschaft und die Betriebskommission können nun ihr gesetzesmässiges Recht wahrnehmen und Vorschläge zur Rettung der Arbeitsplätze bei Clariant einbringen. Die Konsultationsfrist läuft bis zum 30. April 2010. Damit die Beschäftigten mit Unterstützung der Unia ihr Recht auch wirklich wahrnehmen können, muss Clariant jetzt die notwendigen Angaben liefern.

 

400 schwarze Ballone und dringliche Interpellation an den Basler Regierungsrat

Wärend der immer noch andauernden Abschlusskundgebung vor dem Liestaler Regierungsgebäude verleihen die Betriebskommissionspräsidenten von Clariant und Novartis, Jörg Studer und Bernd Körner, sowie die Unia-Regionalsekretärin Rita Schiavi und Unia-Chemiesekretär Manuel Wyss mit Ansprachen an die Protestierenden diesen Forderungen Nachdruck. Zudem präsentiert Unia-Sekretär und Landrat Andreas Giger seine Interpellation an die Kantonsregierung, über deren Dringlichkeit das basellandschaftliche Parlament noch während der heutigen Vormittags-Sitzung befinden wird. Die Interpellation verlangt von der Kantonsregierung Auskunft über die bisherigen und geplanten Unterstützungsmassnahmen für den Produktionsstandort Muttenz. Sie fordert den Regierungsrat auf, sich für eine Task Force und die Realisierung des geplanten Industrieparks einzusetzen.

Zum Schluss der Kundgebung lassen die protestierenden 400 schwarze Ballone in den Himmel steigen. Jeder Ballon steht für einen Arbeitsplatz, den Clariant-CEO Hariolf Kottmann in alle Himmelsrichtungen verstreuen bzw. vernichten will. Sie sollen aber auch die Botschaft verbreiten, dass die Belegschaft entschlossen ist, sich für die Zukunft von Clariant und des Produktionsstandortes Muttenz zu wehren.

  

Für Rückfragen:
Jörg Studer, Betriebskommissionspräsident Clariant,

Manuel Wyss, Stv. nationaler Branchenleiter chemische und pharmazeutische Industrie,

Patrick Probst, Kommunikationsbeauftragter der Gewerkschaft