Abbauorgie bei Clariant geht weiter
Die Zukunft der Clariant ist ungewisser denn je, die Produktions- und Marktstrategien bleiben nebulös. Nur etwas ist seit dem Amtsantritt von Clariant CEO-Hariolf Kottmann im Oktober 2008 klar: Das Unternehmen will vor allem «Cash generieren» und «Kosten reduzieren». Dies hat Kottmann heute morgen ein weiteres Mal verkündet – samt einem damit verbundenen weiteren Stellenabbau. Genaue Angaben dazu machte das Unternehmen aber nicht. Die Sozialpartner haben von den Massnahmen aus den Medien erfahren.
Der kurzfristigen Kostensenkungs- und Profitmaximierungspolitik von Kottmann sind nun weltweit schon mehr als ein Fünftel der Clariant-Beschäftigten zum Opfer gefallen. Bereits 2009 leitete Kottmann die Liquidation des Produktionsstandortes Muttenz mit einem Abbau von 137 Stellen ein. Anfang dieses Jahres versetzte er der Produktion bei Basel dann den Gnadenstoss und kündete die Verlagerung von 400 Stellen aus der Farbstoffchemikalienproduktion nach Asien an. Und noch bevor diese Massnahme umgesetzt ist, kommt nun bereits der nächste Abbauschritt.
Während der Konzern ausblutet und die Beschäftigten den Preis dafür bezahlen, schöpft das Management den Rahm ab: 22,6 Millionen Franken kassierten die obersten Clariant-Manager letztes Jahr an Löhnen und Boni ab. Dies entspricht einem Anstieg von über 80% gegenüber dem Vorjahr. Allein Kottmann erhielt einen Lohn von 4,3 Mio. Franken und einen Willkommensbonus von 3,4 Millionen Franken oben drauf.
Management muss konstruktive Vorschläge der Belegschaft endlich ernst nehmen
Soll der einst blühende Konzern nicht völlig zerschlagen werden, muss die Abbauorgie bei Clariant endlich beendet werden. Die Gewerkschaft Unia fordert vom Clariant-Management vollständige Transparenz über die heute angekündigten Restrukturierungsmassnahmen und die Aufnahme eines Konsultationsverfahrens. Entlassungen sind auf jeden Fall zu vermeiden. Auf weitere Abbaumassnahmen soll der Konzern in Zukunft verzichten, denn qualifizierte und motivierte Beschäftigte sind sein grösstes Kapital. Ihre Ideen und die konstruktiven Vorschläge der Sozialpartner müssen endlich ernst genommen und umgesetzt werden, damit der Konzern wieder auf einen nachhaltigen Wachstumspfad kommen kann.
Für Rückfragen
Jörg Studer, Betriebskommissionspräsident Clariant und Branchenvizepräsident Chemie Unia