Bau-Streik in Basel ein Erfolg: 500 Bauarbeiter legen die Arbeit nieder!

1. November 2007: Die Bauarbeiter wehren sich. Sie streiken für einen neuen Gesamtarbeitsvertrag – denn ihre Gesundheit, ihre Arbeitsbedingungen und ihre Löhne stehen auf dem Spiel. In Basel und Umgebung legten 500 Bauarbeiter auf rund 70 Baustellen die Arbeit nieder. An einer zentralen Streikversammlungen auf der Grossbaustelle am Stadion St. Jakob beteiligten sich im Verlauf des Morgens 300 Personen beteiligt. Auffallend waren die zum Teil massiven Druckversuche zur Einschüchterung der Streikwilligen.

 

Auf der IKEA-Baustelle in Pratteln herrscht für einmal Ruhe. Die Baumaschinen stehen still – so wie auch auf  weitern rund 70 grossen, mittleren und kleineren Baustellen in Basel und der näheren Umgebung. In Basel und Umgebung legten 500 Bauarbeiter auf rund 70 Baustellen die Arbeit nieder. An einer zentralen Streikversammlung auf der Grossbaustelle am Stadion St. Jakob beteiligten sich im Verlauf des Morgens 300 Personen beteiligt.

 

Erheblicher Druck seitens der Baumeister                      

Auf mehreren Baustellen wurden die Bauarbeiter von den Arbeitgebern massiv unter Druck gesetzt. So wurde zum Beispiel streikwilligen Lehrlingen gedroht, dass sie ihre Lehrstelle verlieren, falls sie sich am Streik beteiligen. Verschiedene Firmen verlangten von ihren Arbeitern schriftliche Erklärungen, ob sie am Streik teilnehmen. An der Streikversammlung im St. Jakobsstadium wurden die Streikenden zudem von Fotografen der Baufirma systematisch fotografiert. Dennoch haben die Bauarbeiter in Basel flächendeckend die Arbeit niedergelegt. Da die Baumeister wussten, dass die Unterstützung für den Streik hoch ist, haben sie bei mehreren Baustellen auch von sich aus die Arbeit eingetellt.

 

Deutliches Zeichen der Bauarbeiter

Die grosse Unterstützung für den Streik ist ein deutliches Zeichen der Bauarbeiter gegenüber ihren Arbeitgebern. Die Bauarbeiter sind bereit für ihren Vertrag zu kämpfen. José Perez, Verantwortlicher für den Bau der Unia Nordwestschweiz erklärte in der Streikersammlung: "Der LMV ist die Lebensversicherung für Bauarbeiter. Er garantiert faire und sichere Arbeitsbedingungen. Ohne Vertrag droht noch mehr Lohn- und Sozialdumping auf dem Bau und die Arbeit noch wird unsicherer.“ Gewerkschafter anderer Branchen drückten ihre Solidarität und Unterstützung aus. Auch verschiedene PolitikerInnen wie Regula Meschberger, Präsidentin der SP Baselland, machten den Bauarbeitern Mut und dankten ihnen für das Engagement zu Gunsten einer sozialen Schweiz. Vor 12 Uhr fuhren dann etwa 250 Streikende mit Bussen nach Zürich, um an der dort stattfindenden Demonstration teilzunehmen. Sie werden gegen 18.30 Uhr wieder in Basel zurück sein.

 

Streik auch in Zürich

Am heutigen Tag findet auch in der Stadt und Agglomeration Zürich ein flächendeckender Streik statt. Auf gut 200 Baustellen wurde die Arbeit eingestellt, 1500 Bauarbeiter beteiligten sich an der Streikversammlung auf dem Helvetiaplatz.

Die Streikgründe

Im vergangenen Mai haben die Baumeister den Landesmantelvertrag, den GAV  für das Bau­hauptgewerbe, einseitig gekündigt, um Verschlechterungen durchzudrücken. Seit dem 1. Oktober gibt es daher keine verbindlichen Mindestlöhne und keine Mindestarbeitsbedingungen mehr. Verschiedene Temporärfirmen sagen offen, sie rechnen mit sinkenden Löhnen. Die tripartite Kommission des Kantons Zürich hat den Referenzlohn für ungelernte Bauarbeiter unter 30 Jahren bereits gesenkt. Fehlen künftig verbindliche Mindestarbeitsbedingungen und wirksame Kontrollen, werden Lohn- und Sozialdumping massiv zunehmen.

 

Die Bauleute bezahlen mit ihrer Gesundheit

Die Bauarbeiter sind extremen Risiken und Gesundheitsbelastungen ausgesetzt. 2006 gab es 27'466 Berufsunfälle, 337 berufsunfallbedingte Invaliditätsfälle und 33 Tote auf dem Bau. Ohne Gesamtarbeitsvertrag wird der Gesundheitsschutz vernachlässigt und bisher vorgeschriebene Sicherheitsvorkehrungen und Schulungen aufgehoben. Für die Bauleute bedeutet dies: Mehr Stress, mehr Unfälle, mehr Krankheit und mehr Todesfälle.

 

Unia will Verhandlungslösung

Anstatt mit den Gewerkschaften fair zu verhandeln, haben die Baumeister im Mai die Verhandlungen abgebrochen und danach den LMV gekündigt. Seither ist der Baumeisterverband auf die konkreten Lösungsvorschläge der Gewerkschaften nicht eingetreten. Im vertragslosen Zustand greifen die Bauarbeiter jetzt zum letzten Mittel, um die Arbeitsbedingungen zu verteidigen: Sie kämpfen mit Warnstreiks gegen Lohndumping und für ihre Gesundheit und für einen neuen Landesmantelvertrag. Unia strebt weiterhin eine Verhandlungslösung an und beschränkt sich vorderhand auf punktuelle Streiks in einzelnen Regionen.

 

Sollte die auf den 5.November fixierte Verhandlungsrunde erneut keine Fortschritte bringen, so sind weitere Streiks angekündigt: In Genf und der Waadt am 15. und 16. November, sowie am 16. November in der gesamten Romandie. Im Tessin und in Biel soll dann am 22. und 23. November ebenfalls während zwei Tagen gestreikt werden.

 

 

Für Rückfragen:

Nico Lutz, Mediensprecher Unia, Tel. 076 330 82 07

Martin Engel, Mediensprecher Unia Nordwestschweiz, Tel. 079 697 85 03

 

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