Equal Pay Day: Lohnungleichheit ist keine Bagatelle

Frauen verdienen 14.6% weniger als Männer. Bei einem Monatslohn von rund 4000 Franken macht dies jährlich einen Betrag von über 7000 Franken aus. Die Unia Region Aargau-Nordwestschweiz zeigt mit einem Wettbewerb auf, was die Lohndifferenz für die Frauen bedeutet.

Bis zum Equal Pay Day, dem 22. Februar, arbeiten Frauen* gratis, wenn man ihren Jahreslohn mit dem ihrer männlichen Mitarbeitenden vergleicht. Die Unia Aargau-Nordwestschweiz veranstaltet einen Wettbewerb und zahlt einer Frau die ungerechtfertigte Lohndifferenz aus. Der Wettbewerb beginnt morgen am Equal Pay Day.

Die Gewinnerin des Wettbewerbs erhält 7050 Franken. Das ist genau die Summe, die Frauen* (ausgehend von einem Mindestlohn von 23.- CHF/Stunde) jährlich weniger verdienen. Die Lohndifferenz von 14,6% entstammt der Lohnstrukturerhebung 2016 des Bundesamtes für Statistik.

«Mit diesem Wettbewerb wollen wir aufzeigen, was die Lohndifferenz tatsächlich in Zahlen bedeutet», so Sophie Kwass, Verantwortliche für die IG Frauen bei der Unia Aargau-Nordwestschweiz. «Denn es geht nicht um eine Bagatelle, sondern um einen wesentlichen Betrag von mehreren tausend Franken pro Jahr.»

Differenz von mehreren hunderttausend Franken

Die Lohnungleichheit spüren die Frauen aber nicht nur jeden Monat bei der Auszahlung des Lohnes, sondern auch im Alter bei der tieferen Rente. Im Verlauf des Erwerbslebens fehlen einer Frau* somit oft einige hunderttausend Franken im Portemonnaie.

Dieses Problem hätte das Parlament mit der Revision des Gleichstellungsgesetzes angehen und wirksame Massnahmen ergreifen können, um die Lohnungleichheit abzubauen. Das Parlament hat es jedoch verpasst, griffige Massnahmen zu erlassen.

Die Unia fordert systematische und verbindliche Lohnkontrollen, bei denen die Arbeitnehmenden-Vertretung mit einbezogen ist, die Anpassung diskriminierender Frauenlöhne sowie hohe Bussen, sollte ein Betrieb das geltende Gesetz missachten.

Vielfältige Ursachen für Lohnungleichheit

Eine Ursache für den Weiterbestand der Lohnungleichheit sind die vorherrschenden traditionellen Rollenverständnisse. Die tieferen Löhne sind eine wichtige Ursache für die — auch im internationalen Vergleich – tiefe Erwerbsrate der Frauen, weil Arbeiten sich weniger lohnt.

Aber auch fehlende oder ungenügende Kinderbetreuungsangebote, Schulsysteme, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie kaum zulassen, oder grössere gesellschaftliche Hindernisse für Männer als für Frauen, um unbezahlte Betreuungsarbeit zu übernehmen, verstärken die Ungleichheit. 

Schluss mit der Gratisarbeit! 

Teilnehmen am Wettbewerb können alle Frauen mit Wohnsitz oder Arbeitsort in den Kantonen Basel-Stadt, Basel-Landschaft und Aargau. Der Wettbewerb läuft bis zum 8. März, dem Tag der Frau. Die Gewinnerin wird von einer Jury ausgewählt und anschliessend bekannt gegeben.

Auf das Gewinnspiel folgt am 14. Juni 2019 der grosse Frauen*streik. Bundesweit werden am ganzen Tag Aktionen stattfinden, um faire Arbeitsbedingungen und Gleichberechtigung zu fordern. Auch der 1. Mai 2019 steht in diesem Jahr in mehreren Kantonen im Namen des Frauen*streiks.

Der Equal Pay Day ist ein weltweites Projekt der Business Professional Women (BPW) und wird in der Schweiz unter anderem unterstützt von der BDP, CVP Frauen, FDP Frauen, glp, Grüne, SP und dem Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB).

Der Equal Pay Day findet mittlerweile in 23 europäischen Ländern statt: Unter anderem beteiligen sich neben der Schweiz auch Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Belgien, Niederlande, Rumänien, Irland, Großbritannien, Schweden, Tschechische Republik. Auch in den USA, Australien und Neuseeland wird der Aktionstag begangen.